A selection from our personal bookshelf: ANEKDOTOMANIA – Daniel Spoerri über Daniel Spoerri | 2001
Published by Hatje Cantz
Kaum ein Künstler hat die Devise der Nachkriegs-Avantgarde, Kunst und Leben miteinander zu verbinden, so radikal in die Tat umgesetzt wie Daniel Spoerri: Er war Tänzer, Schauspieler und Regisseur, Schriftsteller, Objektkünstler und Gastrosoph. 1960, in einem bescheidenen Pariser Hotelzimmer, kam ihm erstmals der Gedanke, die Überreste seiner Mahlzeit zu fixieren und mitsamt der Tischplatte aufzuhängen: Das »Fallenbild« war geboren, ein vom Leben selbst produziertes, ironisches Memento Mori. In der Folgezeit machte Spoerri in ganz Europa als Veranstalter der legendären Eat-Art-Bankette Furore. Das Thema Essen begreift er als gemeinschaftsstiftendes Ritual, aber auch als das letzte grosse Tabu der Kunst, denn »um Sex kümmern sich etliche«. Mit dem gleichen Gespür für die Doppelbödigkeit des Alltäglichen stellt er als Objektkünstler die Dinge auf den Kopf: sei es in den »Wortfallen« – wörtlich genommene Sprichwörter und Redensarten -, in seinen poetischen Zimtzauberobjekten aus Abfall und Fundstücken oder in den Bronzen für seinen Skulpturenpark Il Giardino im italienischen Seggiano. Für »Anekdotomania« hat Daniel Spoerri seine wichtigsten Texte zusammengestellt, die er seit seinen künstlerischen Anfängen um 1950 verfasste, und sie mit aktuellen Schriften bereichert. Das Ergebnis ist ein sehr persönliches Künstlerbuch mit zahlreichen Anekdoten und Essays, Kochrezepten, biografischen Exkursen sowie Erinnerungen an die vielen Künstler, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verband, darunter Arman, Joseph Beuys, Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely. Zum Künstler: Daniel Spoerri *1930 in Galatz, Rumänien. Ausbildung zum Tänzer, Assistenz am Landestheater Darmstadt. 1959 Übersiedlung nach Paris. 1960 Gründungsmitglied der Gruppe »Nouveaux Réalistes«. 1976 Beteiligung an der Biennale Venedig, 1977 Teilnahme an der documenta 6. Seit 1983 Professor an der Kunstakademie in München. Ausstellung: Museum Jean Tinguely, Basel 16.5.-9.9.2001. (from editor)